Das Christkind
Sehr wahrscheinlich stellt das Christkind das neugeborene Christuskind dar. Denkbar wäre allerdings auch, dass die Figur des Christkindes auf die Darstellung von Christ(en)kindern in Weihnachtsspielen zurückgeht, die dem kleinen Jesus Geschenke brachten (was erklären würde, warum es gerne als Mädchen dargestellt wurde und wird). Vielleicht erfuhr es im Laufe der Zeit sogar eine Wandlung zu einer engelartigen Figur.
In unserer Tradition bringt das Christkind am Abend des 24.12. die Geschenke, gerne angekündigt durch das helle Läuten eines kleinen Glöckchens, das den ungeduldig wartenden Kindern anzeigen soll, dass es jetzt soweit ist.
Allerdings war das nicht immer so. Früher, vor der Reformation, war es üblich, dass die Kinder ihre Geschenke zu Nikolaus (6. Dezember) oder sogar am Tag der Unschuldigen Kinder (28. Dezember – dieser Tag geht auf den Kindermord durch Herodes zurück) erhielten. Martin Luther führte dann das Christkind aus dem Elsass ein, um dem Brauchtum rund um die Heiligen (wie Sankt Nikolaus) etwas entgegenzusetzen. So ganz einfach war es aber nicht, die Leute davon zu überzeugen, dass sie an den anderen Tagen das Schenken sein und nur noch am 25.12. (dem tatsächlichen Weihnachtstag) stattfinden lassen sollten. Tatsächlich gibt es auch heute noch am Nikolaustag kleine Geschenke, wenn auch die Hauptsache sich schon länger auf den 24.12. verschoben hat. Vor allem die Katholiken haben noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts gebraucht, um sich daran zu gewöhnen.
Dass bei uns schon am 24.12. Bescherung ist, liegt daran, dass man aus eher praktischen Gründen diesen Bestandteil von Weihnachten etwas vorverschoben hat. Früher gab es die Geschenke nach Mitternacht, also am 25.12. ganz früh morgens. Damit die Kinder nicht mehr so lange aufbleiben mussten, hat man das aber etwas vorverlegt. In anderen Ländern (z.B. England oder USA) gibt es die Geschenke noch ganz traditionsecht am Morgen des 25.12.
Heutzutage verliert das Christkind bei uns immer mehr an Bedeutung und wird durch den Weihnachtsmann (Santa Claus) ersetzt. Angeblich vor allem in den protestantischen Teilen Deutschlands, wohingegen in den katholischen Gegenden noch eher an der ursprünglich evangelischen Figur des Christkindes festgehalten wird.
Mit dem Weihnachtsmann gemein hat das Christkind, dass es als Empfänger für all die Wünsche der Kinder zu Weihnachten herhalten muss. Und dann bringt es die Geschenke. Für mich war das Christkind früher eine ziemlich nebulöse Gestalt, die man nie wirklich zu sehen bekam und die in einem unbewachten Augenblick die Geschenke unter den Christbaum legte. Ich kann mich nicht erinnern, dass es fliegende Rentiere und einen Schlitten brauchte, Elfen oder dass man darüber diskutieren musste, wie das Christkind in ein Zimmer kam. Es kam eben, weil es alles konnte – fliegen, sich unsichtbar machen, durch Wände gehen usw.
Der Nikolaus
Er hat sich hartnäckig gehalten, allen Versuchen, ihn abzuschaffen, zum Trotz. Am 6. Dezember ist Nikolaustag, der Tag des Heiligen Nikolaus, eines katholischen Heiligen, der der Überlieferung nach einem Vater für seine drei Töchter Gold durch den Kamin ins Haus geworfen hat, damit diese heiraten konnten. Der ursprüngliche Nikolaus lebte Ende des 3. bis etwa Mitte des 4. Jahrhunderts in der heutigen Türkei und war Bischof von Myra. Der 6.12. ist sein Todestag. Dass die Kinder bei der Geschenkeverteilung danach beurteilt werden, ob sie brav oder böse waren, geht auf das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Mt. 25, 14-23) zurück, in dem Jesus betont, dass man aus dem, was einem anvertraut wird, das Beste machen soll.
Mancherorts kommt der Nikolaus noch wie ein richtiger Bischof gekleidet daher, bei uns hat er sich eher an die rot-weiße Ausstattung mit Rauschebart gewöhnt. Seinen Sack voller Geschenke schleppt er eigenhändig auf dem Rücken mit sich herum und auf unerklärliche Weise wird der Sack nicht leer, sondern beherbergt sämtliche Geschenke für alle Kinder, die der Nikolaus an dem Abend aufsuchen muss. Üblich ist es, dass man Schuhe oder Stiefel vor die Tür stellt, je nach Gegend morgens oder abends. Irgendwann rumpelt es dann draußen oder es klopft ganz unheimlich an der Tür, und wenn mann nachsehen geht, ist niemand mehr da, aber die Schuhe sind gefüllt. Der Nikolaus war da und hat sich gleich wieder davongemacht. Er ist also oft menschenscheu oder hat einfach nur unheimlich viel zu tun, aber gelegentlich bekommt man ihn auch zu Gesicht, wenn die Eltern nämlich jemanden gefunden haben, der sich entsprechend verkleidet und die Rolle für die Kinder spielt. Oft ist das damit verbunden, dass die Kinder etwas aufsagen oder vorspielen müssen.
Der Nikolaus hat oft auch eine Rute bei sich, mit der er unartigen Kindern den Hintern versohlen kann. Oder er hat einen Begleiter bei sich, den Knecht Ruprecht, der je nach Landstrich auch anders heißen kann, und der das Angsteinflößen übernimmt.
Santa Claus/Weihnachtsmann
Er ist eine Mischung aus Nikolaus und einer Figur aus Skandinavien. Europäische Einwanderer brachten das Nikolausbrauchtum mit nach Amerika, wo aus dem „Sankt Nikolaus“ der „Santa Claus“ wurde. Im Gegensatz zu unserem Brauchtum hat die Verlagerung der Beschenkung von den ursprünglichen Tagen auf Weihnachten voll funktioniert. Der Nikolaustag hat dort – soweit ich weiß – keinerlei Bedeutung.
Mit dem Nikolaus gemein hat Santa Claus, dass er Geschenke bringt und diese in Schuhe bzw. Strümpfe füllt, die man gerne am Kamin aufhängt (damit die Schokolade schön weich wird, vermutlich). Er hat eine Liste, auf der genau steht, welches Kind gut und welches unartig war, und im Grunde sollte er den unartigen eigentlich keine Geschenke bringen, sondern Kohlestücke. Aber er ist ja ein netter Mann…
Dass man ihm Plätzchen und Milch hinstellt, an denen er sich in der Nacht labt, geht sicher auf den germanischen Brauch zurück, zur Weihnachtszeit – damals noch die sogenannten Raunächte – Speiseopfer hinzustellen, um die Götter und Geister gnädig zu stimmen.
In Skandinavien gibt es die Figur eines bärtigen alten Mannes, der zum Winteranbruch mit einem Rentierschlitten herumfährt und Nüsse und Ruten (als Fruchtbarkeitssymbol) verteilt, wozu er bei den Leuten anklopft. Hiervon hat der Weihnachtsmann also seinen Rentierschlitten, und findige Dichter haben den Rentieren Namen gegeben, eins mit einer leuchtend roten Nase versehen, und die Weihnachtsmannwerkstatt an den Nordpol verlegt, wo er eine ganze Masse von Helfern (Elfen) hat, die das Spielzeug herstellen.
Nun kommt der Weihnachtsmann immer stärker auch bei uns als tragende Figur an Weihnachten zur Geltung und verdrängt so leider das Christkind. Zwar wurde auch das Christkind irgendwann einfach eingeführt, aber es ist immer noch mit dem eigentlichen Grund, aus dem wir Weihnachten feiern, verbunden. Vom Christkind ist es nicht weit zur Figur des Jesuskindes. Der Weihnachtsmann hat dagegen keine religiöse Bedeutung mehr, er ist nur noch eine nette Figur, die die Geschenke bringt und zur Unterhaltung beiträgt. Allenfalls vermittelt er noch einen gewissen „Geist“, d.h. eine Moral darüber, welches die angemessene Haltung zur Weihnachtszeit ist – gebend, vergebend, dankbar und fröhlich.
(Quellen: de.wikipedia.org, www.pro-christkind.at, )